
Was ist der AG Kriterienkatalog für faire Prüfungen?
Studierende sind im Rahmen von Prüfungen einer Vielzahl an Hindernissen ausgesetzt, die den Studienfortschritt unnötig erschweren. Dass vor allem Online-Prüfungen in Zeiten wie diesen eine große Umstellung nicht nur für uns Studierende, sondern ebenso für PrüferInnen darstellen, ist verständlich. Gleichzeitig finden wir allerdings, dass es nach mittlerweile fast 2 Jahren Pandemie höchste Zeit für PrüferInnen ist, sich der Situation angepasst und anfängliche Probleme ihrerseits nun endlich beseitigt zu haben. Ist dies nämlich nicht der Fall, gehen diese Unannehmlichkeiten fatalerweise meistens zulasten der Studierenden. Da wir selbst wissen, wie es ist, unter unfairen Prüfungsbedingungen zu leiden, haben wir einen Kriterienkatalog erstellt, den Prüfungen vollständig erfüllen müssen, um für uns als fair zu gelten.
Überblick
- Kein unverhältnismäßiger Zeitdruck
- Prüfungsräume an der Universität mit stabiler Internetverbindung
- Freie Wahl der Reihenfolge bei der Beantwortung der Fragen sowie Möglichkeit, die Antworten vor Abgabe noch zu verändern
- Keine kurzfristigen Verschiebungen oder solche auf unbestimmte Zeit
- Möglichkeit, sich bei Prüfungen als Zuseher online zuzuschalten
- Möglichkeit der eidesstattlichen Erklärung im Fall technischer Probleme
- Anpassung des Arbeitsaufwands an die Anzahl an ECTS-Punkten
- Transparente und nachvollziehbare Benotung nach fachlichem Schema
- Verständliche Angaben und Formulierungen
- Hauptaugenmerk von Prüfungen auf Verständnis
1. Online-Prüfungen
1.1 Zeitdruck
Es gibt viele Möglichkeiten, Schummeln bei Prüfungen zu erschweren. Unzumutbar enge Zeitfenster halten wir aber für den falschen Weg. Trotz Kameraüberwachung und Bildschirmteilung ist die Prüfungsdauer meist derart knapp bemessen, dass es nicht einmal normalerweise erfolgreichen Studierenden mehr möglich ist, gute Noten zu erzielen. Das vorhandene Wissen kann oftmals nicht in seiner Vollständigkeit auf Papier (bzw. den Computer) gebracht werden, da der Countdown dies nicht zulässt.
Das AG Kriterium für faire Prüfungen:
➔ Kein unverhältnismäßiger Zeitdruck
1.2 Internetverbindung
Schlechte Verbindung des Internets geht grundsätzlich ebenso zulasten der Studierenden. Dass bei Versagen der Verbindung ein Nicht Genügend oder eine Ungültigkeit der Prüfung angedroht wird, ist leider kein Einzelfall. Eingerichtete Prüfungsräume an der Universität mit stabiler Internetverbindung für Studierende, die zu Hause nicht über eine ausreichende Internetverbindung verfügen, würden faire Bedingungen gewährleisten und das Problem lösen.
Das AG Kriterium für faire Prüfungen:
➔ Prüfungsräume an der Universität mit stabiler Internetverbindung
1.3 Reihenfolge der Prüfungsfragen
Oftmals besteht keine Möglichkeit, nach der Beantwortung zwischen den Fragen hin und her zu springen. Nicht nur kann so die persönlich präferierte Reihenfolge der Beantwortung nicht eingehalten werden, sondern ebenso schließt dies eine finale Kontrolle und Ergänzung der Antworten vor Abgabe aus. Bei schriftlichen Präsenzprüfungen ist dies immer möglich, da man einfach weiterblättern kann.
Das AG Kriterium für faire Prüfungen:
➔ Freie Wahl der Reihenfolge bei der Beantwortung der Fragen sowie Möglichkeit, die Antworten vor Abgabe noch zu verändern
1.4 Verschiebungen und Änderungen
Spontane Verschiebungen des Prüfungsdatums sowie kurzfristige Änderungen des Prüfungsformats zehren an den Nerven der Studierenden, da dies große Ungewissheit verursacht. Prüfungen und andere Termine lassen sich durch die Änderung des Datums nämlich gar nicht oder nur mehr schwer miteinander koordinieren. In besonderen Härtefällen wie der Verschiebung einer Prüfung auf ungewisse Zeit entstehen Probleme wie das Ausbleiben von Stipendien und Beihilfen und infolgedessen finanzielle Not.
Das AG Kriterium für faire Prüfungen:
➔ Keine kurzfristigen Verschiebungen oder solche auf unbestimmte Zeit
1.5 Anwesenheit von Zeugen
Was bei Prüfungen in Präsenz Selbstverständlichkeit ist, wird bei Online-Prüfungen oft nicht gewährt: die Möglichkeit der Zuschaltung von Zeugen. Es ist sowohl im Interesse der Geprüften als auch im Interesse von Zuhörenden, die sich ein Bild von zukünftigen PrüferInnen machen möchten, die Möglichkeit zu haben, an Prüfungen passiv teilzunehmen. Die Zuschaltung online bedarf meist zu vieler umständlicher Schritte, die es erschweren, bei Prüfungen zuzuhören.
Das AG Kriterium für faire Prüfungen:
➔ Möglichkeit, sich bei Prüfungen online zuzuschalten
1.6 Komplikationen und Absturz
Selten, aber gelegentlich kommt es vor, dass Laptops und Computer während der Prüfung tatsächlich abstürzen. Diese missliche Lage hat in den meisten Fällen völlig zu Unrecht die Beurteilung der Prüfung mit Nicht Genügend zur Folge. Die Möglichkeit, eine eidesstattliche Erklärung abzugeben, dass der Absturz unverschuldet erfolgte, muss einen vor einem Nicht Genügend bewahren.
Das AG Kriterium für faire Prüfungen:
➔ Möglichkeit der eidesstattlichen Erklärung im Fall technischer Probleme
2. Anpassung der ECTS-Punkte an den Arbeitsaufwand
Ein ECTS-Punkt entspricht einem Arbeitsaufwand von 25 Stunden. Tendenziell wird die investierte Zeit in die Prüfungsvorbereitung von PrüferInnen maßlos unterschätzt. Jene Prüfungen, bei denen dies der Fall ist, müssen inhaltlich ausgedünnt und an den durch die ECTS-Punkte vorgegebenen Aufwand angepasst werden.
Das AG Kriterium für faire Prüfungen:
➔ Anpassung des Arbeitsaufwands an die Anzahl an ECTS-Punkten
3. Benotung
Die Benotung der einzelnen Prüfungen ist häufig zu intransparent und infolgedessen nicht nachvollziehbar. Dass die Benotung von vor allem mündlichen Prüfungen in direktem Verhältnis zur Sympathie der oder des Studierenden steht, ist ein absolutes No-Go. Um als faire Prüfung zu gelten, muss sich die Benotung rein auf das Fachliche beschränken und nach vorgefertigten Schemata erfolgen.
Das AG Kriterium für faire Prüfungen:
➔ Transparente und nachvollziehbare Benotung nach fachlichem Schema
4. Formulierungen
Durch unverständliche Angaben oder Formulierungen der Prüfungsfragen steigt nicht nur die Anspannung der Prüflinge, sondern auch der Zeitdruck. Fangfragen oder doppelte Verneinungen in Angaben bereiten allen Studierenden, insbesondere jedoch jenen, die ohnehin einer sprachlichen Barriere unterliegen (z.B ERASMUS-Studis), Probleme, die es zu vermeiden gilt.
Das AG Kriterium für faire Prüfungen:
➔ Verständliche Angaben und Formulierungen
5. Hauptaugenmerk auf Verständnis
Vielfach zielen Prüfungen auf die Wiedergabe von Detailwissen ab, was unserer Ansicht nach nicht mehr zeitgemäß ist. Das Hauptaugenmerk sollte in der Überprüfung des Grundverständnisses liegen, denn das Abfragen von Detailwissen darf allenfalls für das Erreichen exzellenter Noten eine Rolle spielen.
Das AG Kriterium für faire Prüfungen:
➔ Hauptaugenmerk auf Verständnis
6. Umgang mit Präsenzprüfungen
Manche Prüfungen können nicht ohne weiteres Online abgehalten werden. Hierzu zählen beispielsweise Sportübungen oder Laborexperimente. Da diese auch während der derzeitigen Situation an der Uni abgehalten werden, sind hierfür besondere Vorkehrungen notwendig. So müssen die Prüfungen rechtzeitig angekündigt werden, damit auch Studierende, die coronabedingt nicht in Innsbruck vor Ort sind, rechtzeitig Zeit haben, ihre Anreise zu planen. Ebenso bedarf es einer klaren Information, welche Prüfungen vor Ort stattfinden und welche online abgehalten werden.
Das AG Kriterium für faire Prüfungen:
➔ Klare und rechtzeitige Information über stattfindende Präsenzprüfungen